Wir sind alle übersäuert

Das ist ein Satz, dem man nur schwer entkommt. Beim Durchblättern von Zeitschriften, auf unzähligen Gesundheitsseiten im Internet und sogar am Apothekerladentisch sind sie präsent. Um den Säure – Basen – Haushalt auszugleichen, soll Basenpulver helfen, zum Entschlacken eine ordentliche Darmreinigung. Da sich die Begriffe „Übersäuerung“ und „Entschlacken“ sehr hartnäckig zu halten scheinen, nehmen wir uns diesem Thema an – seriös, unabhängig und objektiv.

Wir sind alle übersäuert? Der Körper übersäuert nicht: Unser Körper ist in der Lage, sich sehr wirkungsvoll gegen eine Übersäuerung zu wehren. Er verfügt über ausreichende Puffersysteme, das heißt, er sorgt über die Atmung und Nieren für ein ausgeglichenes Säure-Basen-Gleichgewicht. So bleibt der pH-Wert des Blutes, ein Maß für den Säure- oder Basengehalt des Körpers, stets konstant (pH-Wert = 7,35 – 7,45). Im Magen kann es  sehr wohl zur Übersäuerung kommen. Die Magensäure (pH-Wert = ca. 2) ist reine Salzsäure und damit ein wichtiger Bestandteil der Verdauung. Die Magensäure zersetzt die Nahrung im Magen, um dann im Darm den weiteren Verdauungsprozess zu erleichtern.

Harnanalyse unbrauchbar: Die Verkäufer von Basenpulvern geben den pH-Wert des Harns als Messlatte für eine Übersäuerung an. Doch Vorsicht: Dieser Wert schwankt im Tagesverlauf erheblich und ist kein Maß, um eine Übersäuerung im Körper festzustellen.

Nicht magenfreundlich: Trifft Basenpulver auf die Magensäure, neutralisiert man das eigentlich für die Verdauung notwendige saure Milieu. Dadurch wird im weiteren Verdauungsverlauf die Aufnahme von Nährstoffen aus den Speisen, vor allem Eiweiß und Eisen, verschlechtert.

Der Körper ist kein Hochofen: Als Schlacke wird in der Metallindustrie zähflüssige Asche zeichnet. Schlackenstoffe sollen sich angeblich auch im Körper anlagern und für zahlreiche Erkrankungen verantwortlich sein. Daher – so wird behauptet – soll der Körper regelmäßig entschlackt und entgiftet werden. Betrachtet man die Sache medizinisch seriös, gibt es Schlackenstoffe schlichtweg nicht – zumindest nicht im Körper.

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nbewiesen: Übersäuerung des Körpers gibt es nicht.
Unnütz: Bei Magenbeschwerden Arzt konsultieren, heute gibt es wirksamere Mittel.
Unbekannt: Wechselwirkungen wenig erforscht. Auf keinen Fall bei Nierenerkrankungen einnehmen!
Umdenken: Besser als Pulver: Fleisch, Kaffee, Cola, Alkohol reduzieren; mehr Obst und GemüseWir sind alle übersäuert? Stimmt nicht!